Interview im Podcast mit Wilma Losemann

Leben und Wohnen im Alter - Hilfen im Alltag

 

"Wirtschaft Aktuell" - Podcast mit Wilma Losemann

Am 07. Januar 2022 ist im Podcast von "Wirtschaft aktuell" ein Interview mit Wilma Losemann erschienen. Lesen Sie die ausführlichen Shownotes unten und hören Sie den Podcast überall dort, wo es Podcasts gibt.

 

 Im Browser           Auf YouTube           Auf Spotify          Auf iTunes

 

Leben und Hilfen im Alltag - "Wir müssen oft Aufklärungarbeit leisten"

Eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass die große Mehrheit – nämlich 87 Prozent der befragten Menschen – im Alter gerne zuhause gepflegt werden wollen und wohnen bleiben möchten. Die Studie zeigt aber auch, dass sich gut die Hälfte der Befragten noch keine Gedanken über die Finanzierung ihres Alltags im Pflegefall gemacht hat. „Das ist Verdrängungstaktik“, sagt Wilma Losemann, Geschäftsführerin der Losemann Haushaltshilfe in Billerbeck. Mit ihren 330 Mitarbeitenden sorgt die Unternehmerin dafür, dass Menschen im Alter nicht allein auf sich gestellt sein müssen. Mit ihrem Team muss sie aber oft noch Aufklärungsarbeit leisten.

„Man sollte sich rechtzeitig überlegen, welchen Lebensstandard man im Alter haben möchte“, betont sie und zieht dabei einen Vergleich: „Viele planen die Finanzierung und Regelung ihres Sommerurlaubs schon monatelang im Voraus – obwohl es dabei lediglich um zwei oder drei Wochen Auszeit von der Arbeit geht. Die Renten- und Pflegezeit beträgt womöglich 20 Jahre und länger. Dementsprechend bedarf es da schon einige Jahre mehr an Vorlaufzeit.“

 

Zitat - "Die Entlastungsgelder sollten genutzt werden"

Zu den drei Säulen der Pflege gehören die Grundpflege, also alle Körperpflegeleistungen im klassischen Sinne, die Betreuung sowie die Haushaltshilfe, auf die sich Losemann mit ihrem Team spezialisiert hat. Zur Haushaltshilfe zählt zum Beispiel Waschen, Putzen und Einkaufen gehen – Dinge, die im Pflegefall für die betreffende Person beschwerlich oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr selbstständig machbar sind. Damit diese Aufgaben nicht komplett bei den Angehörigen hängenbleiben, hilft Losemann mit ihrem Team. Finanziert werden kann diese Arbeit mithilfe von Unterstützungsgeldern: mit 125 Euro Entlastungsgeld monatlich, 1.612 Euro Verhinderungspflegegeld im Jahr, wenn die Angehörigen selbst keine Zeit haben, sowie mit anteilig jährlich 806 Euro des Kurzzeitpflegegeldes.

In der Summe sind das 3.918 Euro an Unterstützungsleistung pro Jahr oder umgerechnet zehn Stunden Hilfe im Monat, die für Haushaltshilfe zur Verfügung stehen – und verfallen, wenn man sie nicht nutzt. „Für die leichte Pflege und das Management des Haushalts ist das in jedem Fall hilfreich und ausreichend. Leider verkennen viele Menschen den Wert einer solchen Unterstützung. Denn es geht nicht nur darum, dass das Haus aufgeräumt und geputzt oder die Wäsche gemacht ist, sondern die Angehörigen werden dadurch entlastet. So können die pflegebedürftigen Personen länger zuhause bleiben“, betont Losemann. Die Unternehmerin leistet mit ihrem Team oft noch Aufklärungsarbeit: „Viele wissen gar nicht, dass ihnen diese Unterstützungsgelder zustehen.“

 

Zitat - "Hauswirtschaft hat ein Imageproblem"

Für Klarheit sorgen und mit Vorurteilen aufräumen muss Losemann aber auch bei der Fachkräftesuche. 99 Prozent ihrer Mitarbeitenden sind Frauen. „Die Haushaltshilfe ist in den Augen der meisten Menschen ein klassischer Frauenberuf, dabei können Männer diese Arbeit genauso gut erledigen. Oftmals ist aber bei unseren Kunden die klassische Rollenverteilung in den Köpfen. Daher ist es schwer, Männer als Haushaltshilfe zu vermitteln“, berichtet sie. Losemann sieht in dem Fachkräftemangel in ihrer Branche aber noch einen zweiten Grund: „Der Wert der Hausarbeit wird oft verkannt, sodass sich nicht viele für eine Ausbildung in diesem Bereich interessieren. Dabei handelt es sich um einen Ausbildungsberuf mit Meistertitel, in dem viel Fachwissen und Planung erforderlich ist und der soziale Aspekt eine große Rolle spielt. Denn oftmals sind meine Mitarbeitenden die einzige Kontaktperson, die ein Pflegebedürftiger an dem Tag hat“, betont sie.